Imagine Dragons schaffen etwas, das sehr selten ist: Innerhalb von ein bisschen mehr als einem Jahr zwei Alben zu veröffentlichen, ist ambitioniert und mindestens Level 2. Man könnte erwarten, dass es sich bei „Origins“ um eine Platte handelt, die um des Aufnehmens willen entstanden ist. Doch es vermag zu überraschen, zum Nachdenken anzuregen und ist unwahrscheinlich entwaffnend. Sie haben viel zu sagen und lassen tief blicken. In den Songs finden sich keine leeren Phrasen – ohne Scheu singen sie von persönlichsten Erfahrungen und wirken dadurch nicht etwa plump, sondern authentisch und reflektiert. Frontmann Reynolds singt: “Let me show you what it’s like to never feel / like I’m good enough for anything that’s real.“ Es ist ein Seelenstriptease, der sich dem Hörer offenbart und vor Augen führt, in welcher Gesellschaft wir leben: Ellenbogen, höher-schneller-weiter, ein Warten auf etwas, das immer in der Zukunft liegt.
Nach ihrem Song „Radioactive“, der durch die Decke gegangen ist und Imagine Dragons in den Indirock-Himmel gehoben hat, finden sich nun eine Reihe an Songs, die einen weiten Bogen zwischen Rock-Hymnen und akustischen Balladen. Dabei verlieren sie jedoch nie den Blick für eine spannende Instrumentierung und einer stimmlich großen Bandbreite, mit der Reynolds beweist, dass er nicht nur ein brillanter Songwriter ist, sondern auch genau weiß, wie er seine unverkennbare Stimme einsetzen muss.
Auf „Origin“ ist nichts dem Zufall überlassen, beinahe programmatisch reiht sich ein Song an den nächsten und hält wichtige Messages bereit: Lasst euch nicht sagen, was ihr zu tun oder wer ihr zu sein habt, sondern zieht euer eigenes Ding verdammt nochmal durch und zwar hart. Hier und da fast ein bisschen trotzig, doch nie kindisch, sondern wohl durchdacht und dosiert werden einem die Texte entgegengeschleudert. Eine Platte, die es in diesem Herbst unbedingt verdient, einen Ehrenplatz im Regal zu bekommen.
Gekauft werden kann das Album ab dem 09.11.2018. Wir sagen: Viel Spaß damit!(A.E.)